Die Marke Dacia ist für Renault ein wahrer Glücksfall und hat sich längst auf dem europäischen Markt etabliert. Anfänglich von der Fachpresse und der Konkurrenz belächelt, ist der Autobauer aus Rumänien inzwischen eine wichtige und umsatzstarke Säule des Konzern geworden. Doch seit dem der Konzern in eine tiefe Kriese gefallen ist hat sich gezeigt: So kann es nicht mehr weitergehen. Und mit dem neuen CEO, Luca de Meo, hat ein Kurswechsel stattgefunden, den auch die Tochter Dacia betrifft.
Weg vom Billigimage
Bisher haftet Dacia ein Billigimage an, welches zu Anfang auch gewollt war. Dacia konnte die Modelle so günstig an den Mann (und die Frau) bringen, weil man alte, bewährte Renault-Technik neu aufgekocht und in ein neues Blechkleid gesteckt hat. Mit der zweiten Generation vom Sandero hat ein Wechsel stattgefunden und Dacia durfte auch modernere Motoren und Komponenten verwenden, was zu Kostenersparnissen geführt hat. Doch nun will man weg vom Billigimage. Dacia soll vor allem für zuverlässige, coole und bezahlbare Autos stehen, die einen gewissen Lifestyle bieten. Dazu wird nach und nach die Modellpalette aufgeräumt und ausgemistet. Die Preise werden zwar steigen, aber noch immer unterhalb der Renault-Modelle bleiben. Dafür wird es modernere Technik und mehr Ausstattungsoptionen geben.
Das neue Image der Marke soll vor allem Abenteuerlust und Naturverbundenheit vermitteln. Dazu passt auch die neue Corporate Identity, die vor allem auf naturnahe Farben, ein neues Logo und neue Werbebilder setzt.
Keine weiteren Elektromodelle
Dacia schwimmt gegen den Strom – im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar gibt es mit dem Dacia Spring Electric ein rein elektrisches Fahrzeug im Sortiment, doch das soll erst einmal so bleiben. Kurz- und Mittelfristig setzt Dacia auf Benzinmotoren und auf den LPG-Antrieb, welches Umweltfreundlicher als ein Benziner und vor allem kostengünstiger in der Anschaffung ist, als ein rein elektrisches Auto. Die Entwicklung weiterer Elektromodelle ist für Dacia zu teuer, ebenfalls die Fertigungskosten. Diese müsste man auf den Kunden umwälzen, was jedoch nicht gewollt ist. Außerdem will man keine Konkurrenz innerhalb des Konzerns. Allerdings wird es in Zukunft auch bei Dacia Mildhybride geben, den Anfang wird das neue Crossover machen, welches im September vorgestellt wird. Auch der Bigster und die dritte Generation vom Duster dürften einen Mildhybridantrieb bekommen. Laut einigen Quellen könnte es neue Elektromodelle erst Ende 2030 geben, wenn die Batteriepreise weiter gesunken sind.

Mehr Mainstream
Um moderne, zeitgemäße und vor allem kostengünstige Modelle anbieten zu können, muss sich Dacia mehr auf den Mainstream konzentrieren. Bedeutet: Dacia wird in Zukunft das anbieten, was der Markt verlangt. Und dass sind derzeit überwiegend SUVs sowie Crossover. Dass der Logan MCV und der Dacia Lodgy dabei durch einen neuen Crossover ersetzt werden, ist ein logischer und konsequenter Schritt. Vans verkaufen sich nicht mehr so gut wie früher und auch der Dacia Dokker steht auf der Abschussliste. Der Markt für Hochdachkombis ist zu klein und Dacia kann es sich nicht erlauben, Nischen zu bedienen.
Mit dem Dacia Bigster will das Unternehmen auch erstmalig in das C-Segment vorstoßen. Das große SUV, welches oberhalb des Dusters positioniert wird, soll mehr Kunden anziehen. Es vereint Familientauglichkeit, Geländetauglichkeit sowie ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Laut Dacia sollen bei der Produktion verstärkt recycelte und recyclebare Materialien verwendet werden.

Internationale Expansion
Derzeit ist die Marke Dacia lediglich in Europa vertreten. Zwar werden einige Modelle wie der Duster, Sandero oder Logan auch in Ländern wie Indien oder in Südamerika vermarktet, allerdings tragen diese dort das Renault-Logo und werden als Renault verkauft. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern, denn das Unternehmen sucht nach neuen Absatzmärken. So wird zumindest der Sandero, Logan und Sandero Stepway nächstes Jahr in Australien an den Kunden gebracht werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch als Dacia vermarktet werden, wird als hoch eingestuft. Damit werden Produktionskosten gespart, da die Fahrzeuge nicht umgelabelt werden müssen. Bei den Renault-Version kommt eine andere Motorhaube und teils auch eine modifizierte Frontschürze zum Einsatz.
Dann kann man nur hoffen, dass die angekündigten Preisaufschläge für das neue Image moderat bleiben!
Denn warum sollte der potentielle Käufer ein Dacia „SUV ähnlichen“ Neuwagen PKW (bei Dacia ja auch ohne Rabatt) kaufen, wenn er zum fast identischen Preis z. B. eine VW T-ROC oder Skoda Kamiq Tageszulassung bekäme, deren Image, Wiederverkaufswert, Materialanmutung und Assistenz Systeme Ausstattung aktuell bei weitem besser als bei Dacia sind?
Größer, schneller, TEURER!
Es gibt viele potentielle Käufer, die nicht den hippsten Schnickschnack wollen, sondern ein Transportmittel, das seinen Dienst tut und wegen Teilen, die mangels Vorhandensein auch nicht kaputt gehen können, auch mit kleinen Budget zu erwerben ist.