Für etliche Jahre war es fast schon ein ungeschriebenes Gesetz: Der Volkswagen-Konzern führte mit dem Golf europaweit die Liste der Zulassungszahlen an. Doch das hat nun ein Ende: Im vergangenen Monat musste Volkswagen den Titel abgeben – an Renault. Genauer gesagt: An den Renault Clio. Konkret wurden vom Clio V 24.914 Exemplare verkauft, der Golf kam „nur“ auf 24.735 Stück.
Zugegeben: Die Entwicklung war nicht ganz unvorhersehbar, denn aktuell kämpft Volkswagen mit massiven Problemen bei der Produktion der achten Generation vom Golf. So soll es laut zahlreichen Berichten etliche und massive Probleme mit der Software und der Elektronik geben. Das sorgt für Verzögerungen, denn theoretisch können Kunden den neuen Golf beim Händler bestellen, aber die Liefermengen reichen bei weitem nicht aus, sodass viele Kunden lange auf den Neuwagen warten müssen. Laut internen Informationen muss bei einigen Fahrzeugen unter anderem die Software um bis zu 160 mal neu aufgespielt und die Steuergeräte angepasst werden. Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte der Betriebsratschef Bernd Osterloh: „Hier wollten überehrgeizige Vorstände zu schnell zu viel Technik in ein Fahrzeug stopfen und sind damit gescheitert“.
Experten sind sich jedoch darüber einig, dass Volkswagen dadurch keinen großen Prestigeverlust erleiden wird. Das liegt einerseits daran, dass in Zeiten von Corona eh fast alles still steht, andererseits ist der Golf ein Auslaufmodell. In Zukunft dürfte der elektrische VW ID.3 die Rolle des Golfs übernehmen. Dass Renault mit dem neuen Clio V so erfolgreich ist, liegt aber auch daran, dass es dem Konzern gelungen ist, ein modernes, agiles und vernetztes Fahrzeug zu einem guten Preis anzubieten.
Comments 1