Renault hat angekündigt, sich teilweise aus China zurückzuziehen, indem das Unternehmen seine Anteile am gemeinsamen Joint-Venture, das Renault seit 2013 mit Dongfeng Motor gehalten hatte, zu verkaufen. Außerdem soll das Werk in Wuhan geschlossen werden. Dennoch will das Unternehmen auch in Zukunft noch einige Modelle in China verkaufen, das vom chinesischen Markt wird die Marke also nicht verschwinden.
Renault kam als letzter großer Hersteller auf den chinesischen Markt und hatte es dementsprechend schwer, sich dort zu positionieren und die Verkaufszahlen anzukurbeln. Die Konkurrenz zu anderen europäischen Herstellern, vor allem Volkswagen, war einfach zu groß. Hinzu kommt die wirtschaftliche Lage in China und stetig sinkende Verkaufszahlen. So hat Renault im Jahre 2019 17,2% weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Der Absatzrückgang ist damit wesentlich stärker als der gesamte Rückgang der Absatzzahlen aller Automobilhersteller. Dies hat die Führung zu dem Entschluss geführt, die einst großen Ambitionen von Renault in China größtenteils zu beenden.
Konkret hat man beschlossen, alle Anteile am gemeinsamen Joint-Venture abzugeben und das Hauptwerk in Wuhan, in dem über 2.000 Personen beschäftigt sind, an lokale Partner zu übergeben. Auf die Produktion von Autos mit Verbrennermotoren wird Renault komplett verzichten. Somit werden auch erst kürzlich in China eingeführte Modelle wie der Captur und Koleos nicht mehr vertrieben. Den Kundenservice und die Ersatzteilversorgung will Renault jedoch auch weiterhin sicherstellen. Außerdem werde man Dongfeng auf zukünftig mit Motoren und anderen Teilen beliefern, so Renault.
Gänzlich zurückziehen vom chinesischen Markt wird sich Renault jedoch nicht. Mit seinen beiden Joint-Ventures JMEV und eGT New Energy Automotive Co., Ltd. will sich Renault-Nissan mit seinen Partnern auf die Produktion von Elektrofahrzeugen konzentrieren. Das Resultat der Zusammenarbeit sind zum Beispiel der Renault K-ZE, der auch in Europa als Dacia auf den Markt kommen wird. „Wir schlagen ein neues Kapitel in China auf. Wir werden uns auf Elektrofahrzeuge und leichte Nutzfahrzeuge konzentrieren, die beiden Hauptmotoren der sauberen Mobilität von morgen, und unsere Beziehung zu Nissan effektiv nutzen“, sagte Francois Provost, China Region Operations Manager der Renault Group.
Auch im Bereich Nutzfahrzeuge will Renault weiterhin präsent sein. Hierfür nutzt man das 2017 gegründete Joint-Venture mit Brilliance Jinbei Automotive Co (RBJAC), um vor allem leichte, elektrische Nutzfahrzeuge zu fertigen. Obwohl hier die Absatzzahlen noch immer gering sind, plant man für die nahe Zukunft fünf neue Modelle.
Obwohl die Regierung in China den joint-Venture-Zwang für die Automobilindustrie beendet hat, ist Renault noch immer auf die Joint-Ventures angewiesen. Durch die aktuelle Corona-Pandemie, den finanziellen Schwierigkeiten und dem selbst auferlegten Sparplan das das Unternehmen derzeit nicht die notwendigen Ressourcen, um voll durchstarten zu können.