Deutschland ist in der Welt dafür bekannt, dass man auf der „German Autobahn“ so schnell fahren kann, wie man will. Und tatsächlich sind rund 75-Prozent aller Autobahnkilometer ohne Tempobegrenzung. Doch ausgerechnet das scheint zu fallen: Wenn man den Umfragen trauen kann, ist die Mehrheit der Bevölkerung für ein Tempolimit – der Umwelt zuliebe und um die Verkehrsunfälle zu reduzieren. Doch ist diese Maßnahme tatsächlich auch sinnvoll?
Weniger Verkehrstote
Die Befürworter von Tempolimits argumentieren oft, dass man mit einer entsprechenden Begrenzung der Geschwindigkeit auf der Autobahn die Zahl der Unfalltoten reduzieren kann. Doch ist dem tatsächlich so? Natürlich ist jeder Toter im Straßenverkehr zu viel. Aber man muss auch folgendes bei der Argumentation bedenken: 2017 kamen 409 Personen durch Verkehrsunfälle auf der Autobahn ums leben. Auf Landstraßen waren es immerhin 1795 Menschen und innerorts 976. Hinzu kommt, dass die Zahlen seit Jahren rückläufig sind. So gab es 1992 1201 Todesopfer auf der Autobahn, 2000 waren es 907 und 2010 nur noch 430 (Zahlen von Destatis).Wer also mit der Verkehrssicherheit argumentiert, sollte überlegen, ob es nicht geeignetere Maßnahmen auf Landstraßen und im Stadtverkehr gibt.
Geringere Umweltverschmutzung
Sich über den Umweltschutz Gedanken zu machen ist richtig und wichtig. Ein generelles Tempolimit von 130 km/h, wie es in vielen Ländern gültig ist, würde jedoch lediglich 0,2 Prozent des gesamten CO2 -Ausstoßes der Bundesrepublik einsparen. Es muss also abgewogen werden, ob diese Maßnahme tatsächlich Sinn ergibt, oder ob dadurch die Freiheitsgefühle der Bürger zu sehr eingeschnitten werden. Zudem fährt ein Großteil der Autofahrer bereits weniger als 130 km/h. Was jedoch stimmt: Durch ein Tempolimit wird der Spritverbrauch gesenkt, was auch dem eigenen Geldbeutel schont. Wer statt 160 km/h nur 130 km/h fährt, kann bis zu 35 Prozent sparen.
Tempolimits bremsen die Wirtschaft
Über die Aussage, dass ein generelles Tempolimit die Wirtschaft bremst, wird viel gestritten und diskutiert. Zwar ist Deutschland derzeit das einzige Land ohne generelles Tempolimit, aber einige Länder sind dabei, die eigenen Limits aufzuweichen (zum Beispiel Österreich und Italien). Die Nachfrage nach schnellen und PS-starken Fahrzeugen dürfte also steigen. Und da die Automobilindustrie tatsächlich wichtig für die deutsche Wirtschaft ist, können die Auswirkungen tatsächlich spürbar sein.
Flüssiger Verkehr
Oftmals wird argumentiert, dass der Verkehr flüssiger fließt, wenn ein Tempolimit besteht. Als „Beleg“ wird dann auf das Ausland verwiesen, wo das Autofahren oftmals wesentlich entspannter ist. Nun ist es aber so, dass die Nachbarländer deutlich kleiner sind bzw. weniger Einwohner und damit auch weniger Autofahrer haben. So hat zum Beispiel Dänemark ca. 5,7 Millionen Einwohner, in den Niederlanden sind es 17,2 Millionen. Durch die geringere Verkehrsdichte wird das Autofahren automatisch angenehmer. Kommt man jedoch in die Ballungsgebiete (Kopenhagen, Amsterdam, Paris, etc.), wird das Autofahred auch dort schnell zur Qual. Der Vergleich hinkt also durchaus etwas. Ob ein generelles Tempolimit tatsächlich zu einem besseren Verkehrsfluss führt, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt.
Der „Spiegel“ hat in einer Datenanalyse errechnet, dass ein Tempolimit etwa 140 Tote jährlich verhindern könnte. Bei 409 Toten im Jahr 2017 ist das mehr als ein Drittel…